12.12.2015, NABU-Kreisverband Ludwigsburg
Deutschland ist einer der Hauptverursacher der globalen Erwärmung (1). Gerade deshalb sind wir, die Industrienationen, in der Pflicht die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Die
Umweltkatastrophen nehmen an Intensivität zu und können zum Teil an jedem Ort der Erde auftreten. Wir sind nicht nur auf Bundes- oder Landesebene gefragt, sondern auf allen politischen Ebenen,
auch im Kreis Ludwigsburg, müssen wir aktiv werden und unseren CO2-Ausstoß drastisch senken.
Die derzeitige Entwicklung ist aber wenig zufriedenstellend.
Der Landschaftsverbrauch im Kreis
Das Interesse der Kommunen im Landkreis Ludwigsburg an Nachhaltigkeitsthemen und deren Umsetzung hält sich weitgehend in Grenzen. Stattdessen ist der Drang einiger Kommunen zur Ausweisung neuer
Wohn- und Gewerbegebiete ungebremst. Die Bandbreite reicht von Gebieten mit wenigen neuen Wohn- und Gewerbegebäuden (oder Flüchtlingsunterkünften), bis hin zu landschaftsverschlingenden
Gewerbeansiedlungen. Erstere fügen sich als Innenentwicklung in die Stadtstruktur ein und sind damit automatisch an das ÖPNV-, Fuß- und Radwegenetz angeschlossen. Jedes Bauvorhaben sollte dennoch
auf Eingriffe in die Stadtökologie und den Artenschutz untersucht werden. Dies kann in sensiblen Gebieten eine ablehnende Bebauungsplanung bedeuten.
Im Schlepptau der großflächigen Gewerbegebiete jedoch steigt der Ausstoß an Klimagasen wieder an. Selbst regionale Grünzüge, die als vernetzte Grünkorridore von einer Bebauung freigehalten werden
sollten, sind bedroht. Kritisch ist die Strukturveränderung von Gemeinschaftsgütern für die Lebensmittelversorgung, Artenvielfalt und Gewässer- bzw. Grundwassersicherheit zu Gunsten einzelnen
gewinnorientierten Konzernen.
Die wenigen Erfolge einer CO2-Minimierung in den Bestandsgebieten durch Sanierungen und Neubau werden zu Nichte gemacht.
Die Mobilität im Kreis
Statt eine Politik der nachhaltigen Mobilität zu verfolgen, versuchen einige Kommunen derzeit ihre verkehrsbedingten Lärm- und Abgasprobleme mit der Planung neuer Straßen zu beantworten. Dabei
ist klar, dass ein Zuviel an Verkehr nicht mit dem Bau neuer Straßen bekämpft werden kann. Jede Netzerweiterung, egal ob neue Strecken für den ÖPNV, neue Wege für den Radverkehr oder neue Straßen
für den motorisierten Individualverkehr, führt dazu, dass mehr Menschen diese neue Infrastruktur benutzen. Mit dem Bau neuer Straßen nimmt der Verkehr und damit der CO2-Ausstoß zwangsläufig
zu.
Die Förderung des motorisierten Verkehres gehört aber nicht zu den Zukunftsaufgaben. Vielmehr ist es die Pflicht des Kreises und der Kommunen ihren Teil zur Reduzierung der Klimagase beizutragen.
Derzeit fehlt jedoch ein diskutables kreisweites nachhaltiges Verkehrskonzept, welches die verschiedenen Mobilitätsarten ausreichend berücksichtigt und miteinander vernetzt.
Im Verkehrssektor sind also noch erheblich größere Anstrengungen nötig, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Die Energie im Kreis
Gerade die Kommunen im Kreisgebiet sind gefragt vorbildlich voranzugehen. Dies betrifft nicht nur die Art, Weise und Effizienz der Stromerzeugung bzw. -Nutzung, sondern auch die Wärmeerzeugung
und -nutzung sowie das Verhindern von Energieverlusten. Viele mögliche Maßnahmen für eine schnellstmögliche Umsetzung der Energiewende werden derzeit nicht ausreichend berücksichtigt. Bei Wind-
und Sonnenenergie beispielsweise liegt der Landkreis eher auf den hinteren Rängen.
Mit Spannung wurde deshalb das Klimaschutzkonzept des Landkreises Ludwigsburg (1) erwartet. Am 04. November 2015 wurde dieses vorgestellt. Der Kreisverband Ludwigsburg des Naturschutzbundes wird
das Konzept prüfen. Sinnvolle Maßnahmen fließen in unserem dritten Teil "Klimaschutz und Klimaanpassung für den Kreis Ludwigsburg" ein.
Für die Energiewende sind viele zusätzliche Anstrengungen nötig, die früher oder später sowieso umgesetzt werden müssen.
Die Landwirtschaft im Kreis
Neben den Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger sind weitere klimarelevante Gase für den weltweiten Temperaturanstieg verantwortlich. Die europäische Landwirtschaft
ist insgesamt für etwa zehn Prozent der Klimagase verantwortlich (3). Neben dem Methan spielt auch das Distickstoffmonoxid, auch als Lachgas bekannt, eine Rolle. Dieses entweicht teilweise durch
die Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft.
Um die Einträge in die Landschaft, Flüsse und Grundwasser zu minimieren werden die Böden innerhalb der Wasserschutzgebiete nach Reststickstoff kontrolliert. Auch viele Landwirte führen auf eigene
Kosten Bodenuntersuchungen durch, um eine bedarfsgerechte Düngeempfehlung für die jeweiligen Kulturen zu erhalten.
Der Umstieg auf die biologische Landwirtschaft ist wünschenswert und wird vom Land Baden-Württemberg auch entsprechend gefördert. Die steigende Nachfrage nach ökologischen Produkten könnte
klimaneutraler aus der Region erfolgen. Auch der Artenschutz würde sich entscheidend verbessern, denn bei der ökologischen Landwirtschaft wird auf teure Spritzmittel verzichtet.
Bei extremen Klimaereignissen weisen Ökosysteme mit hoher Artenvielfalt mehr Widerstandskraft auf (4). Dennoch ist der Umstieg eine grundlegende unternehmerische Entscheidung der Landwirte und
diese sollte gut durchdacht und geplant werden.
Mit dem neu gegründeten Landschaftserhaltungsverband der Landkreises Ludwigsburg können zukünftig Projekte gefördert werden, die unsere Kulturlandschaft und kleinteilige Landwirtschaft sichern.
Die Abfallwirtschaft im Kreis
Die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg mbH (AVL) ist seit über 25 Jahren damit beauftragt, die Aufgaben zur Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen im Auftrag
des Landkreises Ludwigsburg zu erfüllen. "Wichtigstes Ziel ist die Bürger/innen zur Müllvermeidung und -trennung zu motivieren und bei konsequenter Abfalltrennung auch spürbar finanziell zu
entlasten. Die Trennung von Biogut und Restmüll wird mit den neuen Abfallgebühren belohnt." (2) Damit hat das Landratsamt Ludwigsburg die richtigen Maßnahmen eingeleitet, um zukünftig die
Biogutmengen zu steigern und gleichzeitig die Restmüllmenge zu senken. Nun liegt es an den Bürgerinnen und Bürger die Müllvermeidung und -Trennung auch konsequent umzusetzen.
Das Ziel einer hundertprozentigen Kreislaufwirtschaft ist damit aber noch keineswegs erreicht. Immer noch landet Müll auf Deponien und in der Müllverbrennung oder sogar in der Umwelt. Die
Kunststoffe spielen eine besondere negative Bedeutung, denn die Vermüllung unserer Landschaften, Seen und Flüsse sowie Weltmeere nimmt besorgniserregende Ausmaße an.
Leider sind sinnvolle und vor allem schnelle Lösungen derzeit nicht in Sicht.
Das Konsumverhalten im Kreis
Nicht nur die Herstellung von Verpackungen verbraucht Ressourcen, alle Produkte und Güter sorgt für einen Anstieg von CO2– Äquivalenten, die dem Klima schaden. Dabei ist es im Interesse der
Bürgerinnen und Bürger den Verbrauch so gering wie möglich zu halten und auf langlebige Produkte zu achten. Leider sind die Verbraucher weitgehend sich selbst überlassen, wenn es darum geht
nachhaltig hergestellte Produkte zu finden bzw. zu beurteilen. Einige Läden haben sich diesem Thema angekommen, bieten schon lange nachhaltig produzierte Produkte, auch außerhalb des
Lebensmittelbereiches an und können über Materialien, Herstellung und Produktionsmethoden informieren. Ansonsten sind die Bürgerinnen und Bürger weitgehend sich selbst überlassen, wenn es darum
geht nachhaltig hergestellte Produkte zu finden bzw. zu beurteilen.
Bei den Lebensmitteln schlägt die Regionalität und biologische Erzeugung positiv zu buche, sowie die Vermeidung ihrer ungenutzten Vernichtung. Die Handelswege und damit der Energieverbrauch
können noch gut beurteilt werden. Das Landratsamt weißt glücklicherweise auf Produkte von regionalen Erzeugern hin. Der Verbraucher sollte aber auch hier genau hinschauen und die
Produktionsmethoden bzw. -bedingungen erfragen.
Das Fazit
Neue Baugebiete und Straßen würden die Bestrebungen den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren geradezu untergraben. Mit der nachhaltigen Energieversorgung geht es nur schleppend vorwärts. Beim
Thema Landwirtschaft, Müll- und Konsumverhalten sind kleine Erfolge sichtbar.
Die Forderung
Die Kommunalpolitik kann sich den dramatischen Folgen des Klimawandels nicht mehr länger verschließen und muss jetzt alle Bereiche ihrer Zuständigkeit neu überdenken und sinnvolle Regelungen
beschließen.
Eine in die Zukunft gerichtete städtebauliche Qualität mit nachhaltigen ökologischen Vorgaben, eine integriertes Mobilitätskonzept, sowie ein Nutzungsmanagement bzw. Bodenschutzkonzept für den
Landkreis Ludwigsburg ist zu fördern bzw. auszuarbeiten.
Dabei muss die Kommunal- bzw. Regionalpolitik gerecht zwischen sozialen ökologischen (auch weltweiten) und wirtschaftlichen Aspekten abwägen.
(1) Klimaschutzkonzept des Landkreis
Ludwigsburg
(2) http://www.landkreis-ludwigsburg.de/deutsch/buerger-info/abfall/
(3) http://www.europarl.at/de/aktuell-presse/meldungen/2015_meldungen/oktober_2015/pr-2015-okt-12.html
(4) http://www.ufz.de/index.php?de=35162